17. März 2011

Kenia - Tag 3 - die Fortsetzung...

Ja, also ich hab mich dann erst noch bei Agnes nützlich gemacht, in dem ich ihr geholfen habe, die trockene Wäsche einzusammeln - die wird zum trocknen über Büsche und Zäune gehängt, wohlverstanden über Büsche mit riesigen Dornen und Stacheldrähte. Also muss man die äusserst vorsichtig von den "Wäscheleinen" pflücken. Habs ohne Risse geschafft! Wär mir peinlich gewesen, wenn ich was zerrissen hätte! Agnes hat kurz vor dem Mittag mit der Wäsche begonnen, und war abends, als ich ging, immer noch damit beschäftigt. Eine Riesenarbeit, die Wäsche der vielen Kinder zu erledigen. Wie ich das mitbekommen habe, waschen zumindest die älteren Mädchen ihre Sachen selbst und übernehmen auch das Waschen der Schuluniformen für die andern Kinder.

Ich habe von Lisa den Auftrag, dass ich "den Puls" des Waisenhauses fühlen soll, was besonders vonnöten ist, aber entscheiden werde ich natürlich nichts können, ausser, ich würde es spontan aus der eigenen Tasche zahlen, falls das Budget des Vereins nicht ausreicht. Ein Punkt, der mir am Herzen liegt, sind auch die Tiere. Dem Waisenhaus ist eine Katze zugelaufen, die so dünn ist, dass sie sich kaum auf den Beinen halten kann. Katzen werden laut Agnes in Kenia gehalten, damit diese Ratten fangen. Aber diese Katze scheint mir kleiner als jede Ratte und würde sicher rechtsumkehrt machen, wenn sie einer Ratte begegnen würde. Sie hat zwar heute ein bisschen Ugali zu fressen gekriegt, aber ich denke, sie braucht schon auch Fleisch. So geschwächt wird sie aber kaum jagen können.

Zudem musste ich am Nachmittag drei Ziegen von ihren Seilen entwirren, weil sie sich so um die Bäume gewickelt hatten, dass sie sich kaum noch bewegen konnten. Wobei mir die ganze Sache nicht so geheuer war, die eine Ziege hatte richtig spitze Hörner, das hätte Löcher gegeben, wenn die gegen mich gerannt wäre... :-) Das ist auch ein Grund, dass die Zäune geflickt werden müssen, damit die Ziegen wieder frei herumlaufen können.

Die Kids kamen dann gegen 16 Uhr nach Hause. Ein paar sind noch ziemlich scheu gewesen, andere klettern gleich auf dir rum und kennen absolut keine Berührungsängste. Dabei haben sie mich das erste Mal am Mittag gesehen und da waren sie äusserst zurückhaltend. Ich wollte eigentlich mit ihnen Hausaufgaben machen. Der eine der Jungs hatte die Aufgabe, A-Z in sein Aufgabenheft zu schreiben, also Aa, Bb, Cc, Dd usw... ich glaub, er kam bis zum E... danach war alles andere interessanter... :-) Sie unterscheiden sich also nicht wirklich von europäischen Schulkindern!

Was jedoch anders war: Sie haben sich um die wenigen Bleistifte gestritten, die zur Hand waren. Ich habe Naomi darauf hingewiesen, dass die Bleistifte knapp wären und ich habe ihr gesagt, ich werde beim nächsten Mal einige mitbringen. Sie hat dann zwei gebracht, die sie auseinandergebrochen hat, also waren dann zumindest 4 zusätzliche Bleistifte vorhanden. Da sitze ich dann da und denke an unseren Luxus zuhause, der in so einer Situation einfach nur beschämend wirkt. Meinen Kugelschreiber, den ich den Kids ausgeliehen hatte (ich hatte nur den einen dabei und werde andere besorgen), hatte ich schon abgeschrieben, weil der mal da und mal da zum Schreiben benutzt wurde. Aber nein - plötzlich kam eins der Kinder und gab ihn mir zurück. Da war ich doch wiederum erstaunt, dass sie sich daran gehalten haben. Ihr werdet jetzt denken, warum lässt die einen blöden Kugelschreiber nicht einfach dort, kann sich ja wieder selber einen kaufen... Klar, aber ein Kugelschreiber für über 30 Kinder - das wär nicht gutgegangen. Das wär so, wie wenn man einen Knochen in eine Hundemeute wirft und sie sich selber drum kümmern sollen, wer den jetzt kriegt. Und können wir uns vorstellen, dass Papier eine Mangelware ist? Wohl kaum. Ich hatte einen kleinen A6-Notizblock bei mir - mit Betonung auf "hatte". Die einzelnen Blätter gingen weg wie warme Weggli (Semmeln für unsere deutschen Mitleser :-)).

Und dummerweise habe ich dann angefangen, einem Kind mein einziges zeichnerisches Kunstwerk zu malen - passend zu Afrika: einen Pseudo-Ottifanten. Naja, nach Patrick kam Makau und danach kam Alfred und Wanza undundund... dann sollte ich einen Löwen zeichnen... ah ja... Löwe... liebe Kinder, ich kann NICHT zeichnen! Aber Hilfe nahte: Wanza kam mit dem Disneybuch "Lion King" angerannt - und so versuchte ich mehr schlecht als recht, einen Löwen ABzuzeichnen. Nach dem Löwen kam die Giraffe, dann sollte ich Zebras zeichnen, die konnte ich aber gegen einen Hund tauschen :-). Jetzt wäre meine Schwester Sandra gefragt, die wunderbar im Comic-Style zeichnen kann, die Kinder wären begeistert! Ich habe den Kindern versprochen, bei meinem nächsten Besuch Bleistifte und Farbstifte mitzubringen - und Papier muss ich auch noch besorgen. Wir könnten doch eine Bildergalerie mit den Kunstwerken der Kinder anfertigen und die leeren Wände im Heim verschönern!

Lala salama!

Sonja

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